“NIKODEMUSPASSION”
Mönch von Salzburg (14. Jh)
Pange lingua
gloriosi (Hymnus)
arr. Philipp Lamprecht.
Einsiedeln,
Stiftsbibliothek - Codex
366 (472)
Die Nacht wirt schier dez
Hymmels Gast (G23,1)
Mönch von
Salzburg, Kolmarer
Liederhandschrift - BSB
Cgm 4997
Gein Zedron ging Jhesus
(G23,2)
Zu Prymzyt (G23,3)
Estampie »tenebrae«
Anne-Suse Enßle
Geseczet wart Jhesus
(G23,4)
Die Juden teilten sin
Gewant (G23,5)
Instrumental »planctus«
Anne-Suse Enßle
Jhesus enpfalch sin
Muter (G23,6)
Man brach den
Schachern ire Beyn
(G23,7)
Stabat mater (Sequenz)
Münchner Marienklage -
BSB cgm 716
Zu Complet (G23,8)
Instrumental »iubilatio«
Philipp Lamprecht
Estampie super »Christus
factus est« (Graduale)
Anne-Suse Enßle.
Graduale Rheinau -
AMS 77a
Ein Absteig.
Die Besliessung. (G23,9)
Das apokryphe Nikodemus-Evangelium ist ein Text, der sich im Mittelalter großer Beliebtheit erfreute. Die Vorstellung, dass mit Nikodemus ein „Zeitzeuge“ der Passion Christi diese Schrift verfasst habe, machte sie vermutlich besonders populär. Von dem anonym gebliebenen Mönch von Salzburg (zweite Hälfte des 14. Jhs) ist in der Kolmarer Liederhandschrift (BSB cgm 4997) eine Vertonung der Passionsgeschichte erhalten, die sich in wesentlichen Merkmalen auf die Vorlage des Nikodemus-Apokryphs stützt. Diese einstimmige gesungene Andacht mit ihren neun Strophen und dem dreiteiligen melodischen Aufbau ist als solche einzigartig. Bemerkens - wert daran sind darüber hinaus Tiefe und Qualität des früh-neuhoch - deutschen Textes, die wir mehr als hundert Jahre vor der Bibelübersetzung Martin Luthers finden. In der Bibel begegnet uns Nikodemus als Figur im Johannesevange - liums. Jesus und Nikodemus, der zu den Schriftgelehrten des jüdischen Rates gehört und somit ein hoch angesehenes Mitglied der jüdischen Gemeinde ist, treffen sich des Nachts, im Verborgenen und diskutie - ren über Auferstehung und Wiedergeburt (Johannes 3). Obwohl sich Nikodemus nicht öffentlich zu Jesus bekennt, interessiert er sich doch erkennbar für dessen Theologie und sympathisiert vielleicht sogar mit ihr. Nikodemus begegnet uns als Suchender, als Grenzgänger. Die An - nahme, dass Nikodemus sein „Evangelium“ als Zeitzeuge verfasst ha - ben könnte, ist heute widerlegt. Trotzdem begegnen uns Inhalte dieser Schrift in zahlreichen Kunstformen des Mittelalters.
gloriosi (Hymnus)
arr. Philipp Lamprecht.
Einsiedeln,
Stiftsbibliothek - Codex
366 (472)
Die Nacht wirt schier dez
Hymmels Gast (G23,1)
Mönch von
Salzburg, Kolmarer
Liederhandschrift - BSB
Cgm 4997
Gein Zedron ging Jhesus
(G23,2)
Zu Prymzyt (G23,3)
Estampie »tenebrae«
Anne-Suse Enßle
Geseczet wart Jhesus
(G23,4)
Die Juden teilten sin
Gewant (G23,5)
Instrumental »planctus«
Anne-Suse Enßle
Jhesus enpfalch sin
Muter (G23,6)
Man brach den
Schachern ire Beyn
(G23,7)
Stabat mater (Sequenz)
Münchner Marienklage -
BSB cgm 716
Zu Complet (G23,8)
Instrumental »iubilatio«
Philipp Lamprecht
Estampie super »Christus
factus est« (Graduale)
Anne-Suse Enßle.
Graduale Rheinau -
AMS 77a
Ein Absteig.
Die Besliessung. (G23,9)
Das apokryphe Nikodemus-Evangelium ist ein Text, der sich im Mittelalter großer Beliebtheit erfreute. Die Vorstellung, dass mit Nikodemus ein „Zeitzeuge“ der Passion Christi diese Schrift verfasst habe, machte sie vermutlich besonders populär. Von dem anonym gebliebenen Mönch von Salzburg (zweite Hälfte des 14. Jhs) ist in der Kolmarer Liederhandschrift (BSB cgm 4997) eine Vertonung der Passionsgeschichte erhalten, die sich in wesentlichen Merkmalen auf die Vorlage des Nikodemus-Apokryphs stützt. Diese einstimmige gesungene Andacht mit ihren neun Strophen und dem dreiteiligen melodischen Aufbau ist als solche einzigartig. Bemerkens - wert daran sind darüber hinaus Tiefe und Qualität des früh-neuhoch - deutschen Textes, die wir mehr als hundert Jahre vor der Bibelübersetzung Martin Luthers finden. In der Bibel begegnet uns Nikodemus als Figur im Johannesevange - liums. Jesus und Nikodemus, der zu den Schriftgelehrten des jüdischen Rates gehört und somit ein hoch angesehenes Mitglied der jüdischen Gemeinde ist, treffen sich des Nachts, im Verborgenen und diskutie - ren über Auferstehung und Wiedergeburt (Johannes 3). Obwohl sich Nikodemus nicht öffentlich zu Jesus bekennt, interessiert er sich doch erkennbar für dessen Theologie und sympathisiert vielleicht sogar mit ihr. Nikodemus begegnet uns als Suchender, als Grenzgänger. Die An - nahme, dass Nikodemus sein „Evangelium“ als Zeitzeuge verfasst ha - ben könnte, ist heute widerlegt. Trotzdem begegnen uns Inhalte dieser Schrift in zahlreichen Kunstformen des Mittelalters.