Badia Musica
Wengen, Hl. Barbarakapelle

DUO ENßLE LAMPRECHT 19:00

Sonntag, 27 Juli um 19:00
in Wengen, Hl. Barbarakapelle

ANNE SUSE ENßLE – recorders, double flutes, Celtic harp, bagpipes, percussion
PHILIPP LAMPRECHT – vocals, tympanon, organetto, historical bells, historical percussion

NIKODEMUSPASSION

19:00h

Hl. Barbarakapelle


Der erhaltene Turm der alten 1382 erwähnten Kirche mit dem ehemaligen Pfarrhaus sowie die Barbarakapelle, die zum Wahrzeichen des Ortes Wengen geworden ist, schmücken den ältesten Weiler von Wengen. Nun ist in „Dlijia vedla“ auch das alte Gasthaus – „ostaria vedla 1445“ – aus ihrem langen Dornröschenschlaf wieder erweckt worden. Mit Musik aus der Entstehungszeit dieses geschichtsträchtigen Ortes, dargeboten vom Duo Enßle-Lamprecht, können wir den „Geschmack und die Traditionen“ - „saus y tradiziuns“ - dieser Zeiten wieder erleben, zunächst um 19.00 Uhr in der Barbarakapelle und um 20.30 Uhr im alten Gasthaus.

NIKODEMUSPASSION
Mönch von Salzburg (14. Jh)

Pange lingua
gloriosi (Hymnus)
arr. Philipp Lamprecht.
Einsiedeln,
Stiftsbibliothek - Codex
366 (472)

Die Nacht wirt schier dez
Hymmels Gast (G23,1)
Mönch von
Salzburg, Kolmarer
Liederhandschrift - BSB
Cgm 4997

Gein Zedron ging Jhesus
(G23,2)

Zu Prymzyt (G23,3)

Estampie »tenebrae«
Anne-Suse Enßle

Geseczet wart Jhesus
(G23,4)

Die Juden teilten sin
Gewant (G23,5)

Instrumental »planctus«
Anne-Suse Enßle

Jhesus enpfalch sin
Muter (G23,6)

Man brach den
Schachern ire Beyn
(G23,7)

Stabat mater (Sequenz)
Münchner Marienklage -
BSB cgm 716

Zu Complet (G23,8)

Instrumental »iubilatio«
Philipp Lamprecht

Estampie super »Christus
factus est« (Graduale)
Anne-Suse Enßle.
Graduale Rheinau -
AMS 77a

Ein Absteig.
Die Besliessung. (G23,9)


Das apokryphe Nikodemus-Evangelium ist ein Text, der sich im Mittelalter großer Beliebtheit erfreute. Die Vorstellung, dass mit Nikodemus ein „Zeitzeuge“ der Passion Christi diese Schrift verfasst habe, machte sie vermutlich besonders populär. Von dem anonym gebliebenen Mönch von Salzburg (zweite Hälfte des 14. Jhs) ist in der Kolmarer Liederhandschrift (BSB cgm 4997) eine Vertonung der Passionsgeschichte erhalten, die sich in wesentlichen Merkmalen auf die Vorlage des Nikodemus-Apokryphs stützt. Diese einstimmige gesungene Andacht mit ihren neun Strophen und dem dreiteiligen melodischen Aufbau ist als solche einzigartig. Bemerkens - wert daran sind darüber hinaus Tiefe und Qualität des früh-neuhoch - deutschen Textes, die wir mehr als hundert Jahre vor der Bibelübersetzung Martin Luthers finden. In der Bibel begegnet uns Nikodemus als Figur im Johannesevange - liums. Jesus und Nikodemus, der zu den Schriftgelehrten des jüdischen Rates gehört und somit ein hoch angesehenes Mitglied der jüdischen Gemeinde ist, treffen sich des Nachts, im Verborgenen und diskutie - ren über Auferstehung und Wiedergeburt (Johannes 3). Obwohl sich Nikodemus nicht öffentlich zu Jesus bekennt, interessiert er sich doch erkennbar für dessen Theologie und sympathisiert vielleicht sogar mit ihr. Nikodemus begegnet uns als Suchender, als Grenzgänger. Die An - nahme, dass Nikodemus sein „Evangelium“ als Zeitzeuge verfasst ha - ben könnte, ist heute widerlegt. Trotzdem begegnen uns Inhalte dieser Schrift in zahlreichen Kunstformen des Mittelalters.